5.4.07

Frechheit!

Da schlendert er an den Bildern vorbei, als ob nichts wäre. Extra hergerichtet hat er sich. Das blau gestreifte Hemd, der graue Pullover mit V-Ausschnitt, blaue Jeans, braune Schuhe. Dazu ein graues Sakko, an einem Finger lässig über die Schulter geworfen. Geschmackvoll und dynamisch soll das aussehen, hm? Intellektuell. Meint er.

Aber sie, sie hat ihn durchschaut. Arrogant ist er. Egoistisch. Und aufsässig. Seit zehn Minuten beobachtet sie ihn, folgt ihm von Raum zu Raum, wie sich das gehört. Er kann sie sehen, sie versteckt sich ja nicht. Er kann sie sehen, er kann sehen, dass sie ihn sieht, und trotzdem hält er sich nicht an die Regeln. Jetzt reicht's.

"Also, junger Mann, entweder Sie ziehen Ihr Sakko an, oder Sie geben es an der Garderobe ab." Während Sie das sagt, stemmt sie die Hände in die Hüften und schaut ihn streng von unten an. Und was macht er? Zieht die rechte Augenbraue hoch. Und fragt allen Ernstes: "Warum?" Warum? Das kann sie ihm schon sagen. "Das Haus will es so. Und wenn keiner sein Sakko in der Hand tragen darf, dürfen Sie nicht der sein, der es darf."

Das hat gesessen. Er geht. Und kommt zurück, ohne Sakko. "Die Frau an der Garderobe hat mir erklärt, es sei schon soviel kaputt gegangen, deswegen möchten sie nicht, dass man was lose in der Hand trägt. Das hätten Sie mir doch sagen können, das wollt ich ja nur verstehen." Klugscheißer. Wer meint der eigentlich, wer er ist? Geht den das irgendwas an, warum er hier was darf oder nicht? "Das ist nicht der Grund. Der Grund ist: Das Haus will es so."

Na also. Jetzt gibt er Ruhe. Arroganter Hund. Nicht zu fassen. Schlendert schon wieder an den Bildern vorbei, als ob nichts gewesen wäre.

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