14.3.07

Die vier mit dem Fuß (2)

Franz’ letzte Hoffnung ist der Promi-Orthopäde. Der, der auch die berühmten Fußballer behandelt. Also, nicht der persönlich, sondern dessen Partner in der Praxis. Beziehungsweise, die Praxisgemeinschaft ist mittlerweile aufgelöst. Jedenfalls – dieser Orthopäde weiß ganz offensichtlich, was er tut. Er duzt. „Mach die Füße frei. Und dann legst dich da hin.“ Beide Füße werden intensiv gedrückt. „Tut das weh? Nicht? Und das?“ Schließlich drückt er so fest, dass auch der gesunde Fuß heftige Schmerzempfindungen ans Gehirn sendet, und sagt: „Klarer Fall. Sehnenreizung. Aber warum bist denn erst jetzt gekommen?“

An der Wand des Behandlungszimmers hängt eine Karikatur, ausgeschnitten aus einer Illustrierten. Ein Arzt und ein Patient im Behandlungszimmer. Der Arzt sagt: „Das Dumme am Schmerz ist, dass er weh tut.“ Der Patient: „Sie haben studiert. Das merkt man gleich.“ Das ist eigentlich recht lustig, nur nicht, wenn man selbst der Patient ist.

Die folgenden zwölf Wochen betrachtet Franz diese Karikatur. Abends, wenn er nach der Arbeit auf eine Spritze vorbeikommt, und morgens, wenn der Kollege des Promi-Orthopäden und seine Giraffe zur Stoßwellentherapie bitten.

Die Überprüfung der Therapie: Die Sprechstundenhilfe fragt vorab „Na, wie geht’s denn heute?“ und meldet die Befindlichkeit ihrem Chef. Sagt Franz „Tut immer noch weh“, erwarten ihn feste Drücke auf die betroffenen Regionen. Bis es schmerzt. Sagt er „Heute isses besser“, wird sanfter gedrückt, man könnte auch von einem Streicheln sprechen. Die Akte wird an solchen Tagen um einen Eintrag ergänzt: „Schwellung am Tibialis Posterior deutlich zurück gegangen.“ Die schlechteren Tage bleiben unerwähnt.

Und dann geschieht es doch noch: Wieder hat Franz einen Termin für eine Spritze, aber diesmal schmerzt der Fuß nicht. „Ich merk nichts mehr“, sagt er zur Sprechstundenhilfe, und als der Promi-Arzt ins Zimmer kommt, ist er bestens instruiert: „So, alles gut, ja?“ Ja. Er streichelt noch einmal, um schließlich ohne Zweifel zu diagnostizieren: „Geheilt. Entlassen.“ Ein entsprechender Eintrag wird der Akte hinzugefügt.

Franz und der Promi-Arzt schauen sich an, fast wehmütig, aber auch ein wenig stolz. Zwei Verbündete, die nach harter, aber erfolgreicher Schlacht wissen, dass der Moment des Abschieds gekommen ist . Der Orthopäde drückt ihm die Hand. „So schön’s auch ist, irgendwann muss es vorbei sein“, sagt er. Es ist ein bisschen ein müder Scherz, aber die beiden lachen herzlich darüber.

Dass der Fuß nach fünf Monaten auch ohne Behandlung geheilt wäre? Das soll den beiden erst einmal jemand beweisen.

1 Kommentar:

Nadja hat gesagt…

Bin sehr froh über die Heilung, wenn es auch keine plötzliche war. Immerhin hatte ich die aufgelöste Praxisgemeinschaft empfohlen. Lieben Gruß1