Bei der Stoßwellentherapie beschlichen Franz leichte Zweifel. „Das einzige, was in Ihrem Fall hilft“, hatte der Arzt gesagt. „Das sollte es Ihnen schon wert sein.“ Wieviel es ihm wert war, erfuhr Franz hinterher von der Sprechstundenhilfe. Mit einem „Wär nett, wenn Sie’s noch im Alten Jahr überweisen könnten“ reichte sie ihm die Rechnung. 750 Euro. Für dreimal zehn Minuten Schmerzen am linken Sprunggelenk. Zugefügt von einer Art Giraffe aus modernstem grauem Kunststoff. Ihr langer Hals senkte sich auf den Fuß, und aus ihrem Mund strömten unsichtbare Blitze, die bis auf den Knochen drangen. „Geht’s noch?“ fragte der Arzt immer wieder. Natürlich ging es noch. Auch dreimal schlimmere Schmerzen hätte Franz ausgehalten. Wer 750 Euro bezahlt, will, dass es sich rentiert.
Außerdem hatte er zu diesem Zeitpunkt schon drei andere Orthopäden hinter sich. Der erste kam, sah sich den Fuß von der Tür aus an, deutete abgeklärt zu Boden, als würde er dort unten einen alten Bekannten begrüßen, einen Zwerg vielleicht, der mal wieder vorbeigekrochen kam, und befand: „Klarer Fall. Sehnenreizung. Zink-Leim-Verband.“ Die Sprechstundenhilfe verstand und legte umgehend feuchte Wickel auf, die schnell trockneten und hart wurden. Drei Tage blieb Franz' Fuß in dieser breiig-bröckligen Hülle. Ohne sich zu bessern.
Der zweite Orthopäde berührte immerhin den Fuß, wenn auch nur einmal und nur sehr kurz: „Sie brauchen Einlagen. Ich schreib Ihnen da rasch ein Rezept raus.“ Der Orthopädietechniker, der sie Franz anpasste, war deutlich skeptischer: „Wenn das was bringt, fahren Autos auch mit Cola Light.“ Franz nahm die Einlagen trotzdem und suchte sich einen dritten Orthopäden.
Fortsetzung folgt
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