Franz ist am Ziel. Das Ziel steht auf dem Zettel. „Sugey“ hat sie darauf geschrieben, und zwei Handy-Nummern. Eigentlich ist es zweimal die gleiche Nummer, aber sie wollte sicher sein, dass er ihre Schrift lesen kann.
Sugey. Leise säuselt Franz den Namen vor sich hin. Er weiß nicht, wie man ihn ausspricht, also probiert er ein paar Varianten. Sugai. Sudschei. Sadschi. Alle klingen wunderbar.
Er hat sie am Abend kennengelernt, in einem Salsa Club im Glockenbachviertel. Franz kann nicht tanzen, aber er ist Single. Unfreiwillig. Da muss man zu schmerzhaften Schritten bereit sein. Zu Salsa-Schritten zur Not. Sie war mit zwei Freundinnen da, doch Franz hat nur sie gesehen: Ihre glänzend schwarzen Haare, die braunen Augen, die zarte dunkle Haut. Aus den Boxen dröhnte Marc Anthonys „Te conozco bien“. Ich kenne dich gut. Da hat Franz sie angetanzt.
Die ersten Takte hat er sich wacker gehalten, dann ist er aus dem Rhythmus gekommen. Er hat mit den Hüften gegengeschwungen, mit den Zeigefingern in der Luft gerudert. Das kann nicht gut ausgesehen haben, trotzdem stand sie plötzlich neben ihm und sprach ihn an. Er hat nichts verstanden. Die laute Musik, der starke Akzent. Schnell hat sie beim Barkeeper Zettel und Stift geholt und ihre Nummer aufgeschrieben. Zweimal.
Sugey. Franz nimmt das Telefon und wählt. „Ja, hallo?“ – „Hallo, da ist Franz, von gestern abend.“ – „Hallo? Wer?“ – „Franz. Aus dem Salsa-Club.“ – „Oh, ja! Du wolle Salsa-Stunde haben? Ganze billig.“ Alles Leben weicht aus Franz’ Gesicht. „Nein, danke!“ murmelt er noch, während er auflegt. Dann ist es still.
Langsam geht Franz zum Fenster. Er öffnet es, nimmt einen tiefen Zug frischer Winterluft und erkennt: Es ist nicht schlimm, in München Single zu sein. Schlimm wird es erst, wenn man an diesem Zustand krampfhaft etwas ändern will.
1 Kommentar:
Der Januar ist schon so lange her, ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern was da war! Nur weil du jetzt keine Lokalspitzen mehr schreibst, heißt das nicht, dass es nichts mehr zu bloggen gäbe. Nimm dir ein Beispiel an mir!
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