14.9.10

Der Sinn des Bauens

Pit Peters will zwar Häuser verkaufen, er lebt ja auch davon, aber er ist wählerisch. Wegen dem Geld wär's nicht, das würde er schon nehmen. Aber in seinen Häusern zu wohnen, das gönnt er nicht jedem.

"Was mich bei Ihnen freut, ist, dass sie eine bewusste Entscheidung treffen wollen", sagt er, als wir uns in seinem Garten treffen. Ein großer Garten, viel größer als die Gärten, die er uns zu den Reihenhäusern anbietet. Wenn man ihn darauf anspricht, sagt er: "Ich hab den jetzt 20 Jahre, und ich weiß immer noch nicht, wer für wen da ist: Der Garten für mich, oder ich für den Garten."

Wir setzen uns an den Tisch auf der großen Kiesfläche. Ich beginne zu erzählen. Von meinem Vater, der im Krieg aufgewachsen ist, immer ganz vorsichtig war und sein ganzes Geld nie ausgegeben, sondern als Vorsorge für große Katastrophen gehortet hat. Die einzige Katastrophe, die dann passiert ist, war sein Krebs. Nach zwei Jahren ist er gestorben, und das Geld war immer noch da.

Die Mama ist anders. Die ist nach dem Krieg aus Niederbayern in die große Stadt gezogen. Da hat sie sich ein Grundstück gekauft, das schnell im Wert gestiegen ist, schlimmer als zurzeit die Zinsen sinken. Meine Oma hat ihr viel geholfen. Jeden Tag ist sie putzen gegangen. Am Abend hat sie in der Oper den reichen Leuten die Mäntel aufgehängt. Manche haben viel Trinkgeld gegeben; die Oma hat alles gespart für ihre einzige Tochter. Jetzt bin ich der einzige Sohn, und das ist das Problem.

"Es fällt mir schwer, mir keine Sorgen wegen Geld zu machen, nur weil meine Familie ein bisschen was hat", sage ich zu Peters. Er nickt langsam und schaut mich an. "Das kann ich gut verstehen. Aber sie haben doch einen Sohn." Weil ich nicht gleich verstehe, sagt er noch drei Sätze. Drei von der Sorte, die sich nicht lange in Gehörgang und Hirn aufhalten. Sondern die weiterrennen in die Augenhöhle und dort den Schleier wegpolieren, der einem die klare Sicht vernebelt hatte.

"Ihr Sohn soll doch einen Vater haben, der es sich nicht so schwer macht mit profanen Dingen wie Besitz und Vermögen, oder? Da können Sie ihm noch soviel über den Sinn des Lebens erzählen: Es kommt auf das gelebte Beispiel an."

Und so sind wir dann doch mit Pit Peters ins Geschäft gekommen.

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