27.8.10

Geld vs. Geist

Pit Peters spricht nicht mit Menschen, er wirft Wörter auf sie. Wie Konfettis. Sie rieseln an einem hinab, verfangen sich in den Haaren, an der Kleidung. Man kann soviel klopfen wie man will - ein paar bleiben hängen. Wörter wie Ästhetik, Freundschaft, Freiheit. Dazwischen packt er viele, viele andere Wörter. Er kommt einem dabei so nah, dass sein Kopf die Sicht auf eine ganze Zeile von Reihenhäusern verdeckt. Schöne Reihenhäuser, eine Stahl-Holz-Konstruktion, klare Linien, große Glasflächen.

Dann kommen diese Sätze: "Nach dem Telefonat hab ich mir gleich gedacht: Mensch, da ist einer, der nicht nur ein Haus kaufen, sondern einen Wert schaffen will. Das ist die richtige Einstellung." So ein Lob höre ich gern, vor allem, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, welchen Preis der Wert hat.

"Deutlich unterhalb des üblichen Niveaus", steht auf seiner Homepage. Was dort nicht steht: des für Luxusobjekte üblichen Niveaus. Aber darum geht es ja gar nicht. "Wer finanziert, muss sich natürlich beschränken", gibt Peters zu. "Aber, erklärt er, diese Beschränkung sei doch die Voraussetzung dafür, dass man seine Möglichkeiten entfalten könne. "Es geht um eine Lebensentscheidung. Das ist keine finanzielle Frage, sondern eine philosophische."

Ich frage dennoch nach den Kosten. Ich schäme mich ein bisschen, weil Peters jetzt enttäuscht schaut, aber er fasst sich recht schnell wieder. Er holt einen Lageplan aus seiner schwarzen Tasche. (Auch seine Hose, seine Jacke und seine Schuhe sind schwarz. Bei jedem unserer Treffen.) 24 Reihenhäuser, in Vierergruppen. Darüber, in schwarzem Edding, die Preise. Ecke teuerer wertiger als Mitte, erste Reihe teurer wertiger als zweite. Mir entwischt ein Stöhnen. Pit Peters zieht die Augenbrauen hoch.

"Schon ganz schön viel", wage ich.

"Ich bitte Sie", sagt Peters. "Das ist ein Haus zum Entmaterialisieren. Sie haben doch den Zusammenhang von Geld und Geist verstanden?!"

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