11.1.07

Zwei Menschen - Vorm Ablegen

Starnbergersee, am Dampfersteg von Berg. Ein Schiff legt an, Touristen in bunten Hemden und Bermudashorts quellen heraus. August, Sommerferien in Bayern. Vorne am Bug lehnen zwei junge Menschen über der Reling, beide Mitte 30, helle Leinenhosen, teure Hemden. Sie schauen, sie halten Hände. Sie schweigen. Fahrgäste steigen aus und zu.

Es gäbe viel zu beobachten, viel zu bereden. Die dicke Frau mit dem rostroten Dackel, die schon auf den drei Stufen vom Dampfer zum Steg zweimal ihr Gebiss zurechtschleckt. Der kleine Bub, vielleicht fünf Jahre, der mit seiner Mutter überlegt, was für ein Eis er im Strandcafé bestellen möchte. Vanille? Erdbeere? Das blaue, das so cool nach Kaugummi schmeckt? "Drei Kugeln gehen fei nicht", sagt die Mutter, und der Bub muss lange große Augen machen, bis sie doch gehen. Die zwei Menschen am Bug sehen keine Frau, keinen Dackel, keine Mutter mit Kind. Oder einer hat sie sogar gesehen, aber der andere wird es nicht erfahren. Sie starren, regungslos. Beide in die gleiche Richtung, jeder für sich.

Das Schiff legt ab. Das Pärchen lehnt an der Reling, beide Mitte 30, helle Leinenhosen, teure Hemden. Sie schauen, sie halten Hände. Sie schweigen.

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