Die füllige Blonde lächelt zweideutig. Sie hat einen Arztkittel übergezogen, jetzt packt sie mein linkes Bein und presst es fest zwischen ihre Schenkel. Aus einem Korb holt sie eine Tube schmierige, farblose Paste und reibt mich vom Knöchel bis zum Knie ein. Oh Gott, denke ich, was will denn die, die wird doch nicht? Sie ahnt meine Gedanken, zieht eine Augenbraue hoch und bietet an: "Wenn's Ihnen lieber ist: Wir können ihn auch eingipsen."
Am Anfang war da nur dieses Stechen am Schienbein, also bin ich weiter gelaufen. Weiter hinauf auf die Gotzenalm über dem Königssee, vorbei an Kühen, die wahrscheinlich genauso verständnislos gekaut hätten, wenn ich weniger schmerzverzerrt an ihnen vorbeigehumpelt wäre. Später noch auf den Schneibstein, von Freunden "Schneibi" genannt, knapp 2.300 Meter hoch. Schön und schmerzhaft auch dieses. Zuviel.
Jetzt lieg' ich in einem schlampig renovierten Zimmer am Josephsplatz, auf einer grauen Pritsche. In meinem Fuß knirscht und rumort es. Der Orthopäde drückt rum, weiß nicht recht, was es sein könnte, vermutet Sehnenscheidenentzündung, verwirft Knorpelschaden und verordnet Zink-Verband. "Der schadet nie." Als ich einwende, mir wäre eine Behandlung lieber, die etwas nützt, ruft er schon die füllige Helferin. Eine Viertelstunde lang hält sie mein linkes Bein und reibt und bindet und wickelt. Sie macht das gut, ein bisschen fest vielleicht, aber meine Oma hat immer gesagt: "Wenn's ned wehtuat, huift's aa nix."
Zum Abschluss legt der Doktor noch einmal selbst Hand an. Er zieht die Hose runter, holt die Spritze raus und drückt sie mir rein. Wenn das nicht hilft, weiß ich auch nicht mehr.
1 Kommentar:
Zwei Jahre später kommt mir die WG-Zeit vor wie ein anderes Leben. Zum Beispiel stundenlanges Frühstücken an einem Wochentag, nie vor 9.30 Uhr. Mindestens zehn Abende hintereinander mit Wein und Zigaretten.
Gut, mein Rhythmus ist jetzt besser, weil ich früher aufstehe und kürzer frühstücke, deutlich weniger Rotwein trinke und auch viel weniger rauche - aber meine Morgende und Abende waren schon mal kommunikativer.
Kommentar veröffentlichen