14.3.14

Ausgerechnet!

Es gäb ja so viele fesche Mädel bei uns, aber was sucht er sich aus, der Bene, der Sohn von der Schöllnhuberin? So a Asiatin. Aus Thailand. Also, wo genau ers jetzt herhat, weiß sie nicht, die schaun sich ja alle so ähnlich da drunten.

Neulich, beim 75. vom alten Schöllnhuber, hat ers dabei ghabt. Sei Thailänderin. Oder so. Im Alten Wirt! Recht nett hats eigentlich hergschaut. Und geredet hats auch an Haufen, viel mehr wie da Bene, der is immer a bissl maulfaul. Verstanden hats halt keiner. Deutsch wars schon, aber dieser Akzent!

"Du, du musst deut-li-cher spre-chen!" hat die Schöllnhuberin zu ihr gsagt, ganz laut und langsam. Dann hats die Thailänderin oder so nochmal probiert und die Gschicht erzählt, wies nach Deutschland kommen ist. Wies an Bene kennenglernt hat, hats auch gsagt, aber da hats wieder so gnuschelt, dass des die Schöllnhuberin jetzt immer noch nicht weiß.

Die Nachbarin hat ihr eh schon gsagt: "Die hat er bestimmt aus der Zeitung. Oder no schlimmer!" Dann hats so gschaut.

Vor a paar Monat ham die Schöllnhubers as Dach ausbaut. Nicht für sich selber. Fürs Alter. Wenns Pflege brauchen, könnt vielleicht wer einziehen. A Polin vielleicht. Oder a Asiatin.

9.3.13

Konsequenz ist eine Gabe

Der Nuri weint. Das ist nichts Neues. Er weint jeden Nachmittag, den er auf dem Spielplatz vor unserem Haus verbringt. Und er verbringt jeden Nachmittag auf dem Spielplatz vor unserem Haus. Seine Mutter wohnt einen Block weiter, ihr fällt nichts anderes ein. Ihrer Freundin auch nicht.

Also sitzen diese zwei Mütter mit ihren pfannkuchengroßen Sonnenbrillen jeden Nachmittag auf der Bank direkt vor unserem Garten und schauen. Irgendwann weint dann der Nuri. Weil er keine Schaufel hat, weil ihm ein anderes Kind keine Schaufel gibt, weil Schaufeln blöd sind, weil es ohne Schaufeln noch blöder ist. Solche Gründe. Seine Mutter ruft: "Nuri, hör auf." Der Nuri hört nicht auf, er weint lauter. Und er lässt sich fallen. "Steh auf, Nuri, und hör auf zu weinen", ruft seine Mutter. Der Nuri bleibt sitzen, weint weiter, noch ein bisschen lauter.

Die Mutter verdreht die Augen und sagt zu ihrer Freundin: "Jeden Tag dasselbe." Da hat sie Recht. "Nuri, wenn du nicht aufhörst zu weinen, gehen wir jetzt sofort heim." Der Nuri reagiert unbeeindruckt. Das geht jetzt schon zehn Minuten so, und es wird noch 20 Minuten weiter gehen. Dann packt die Mutter wütend ihre Sachen, steht zum ersten Mal von der Bank auf, verabschiedet sich von ihrer Freundin, geht zum Nuri und packt ihn am Arm.

"Nuri, wir reichts jetzt mit Dir. Wir gehen nie mehr auf den Spielplatz." Sie zieht den Nuri mit sich weg, in Richtung nach Hause. Soweit auf einem Spielplatz Ruhe einkehren kann, kehrt sie jetzt ein. Morgen Nachmittag wird der Nuri wieder weinen. Wieder zum letzten Mal.